S. 201 - 210

Wie kannst du wissen, dass du denkst? Ich weiß nur von meinem Tun, nur vom Denken, in wiefern ich mein Tun erblicke. Der Zweckbegriff ist nichts Gegebenes, sondern er ist mit meinem Wissen durch mich selbst hervorge-//201//bracht. Dieses mein Hervorbringen ist das eigentliche Objekt meines Bewusstseins. So gehen wir abermals höher. Ich sehe meinen Zweckbegriff nur, in sofern ich meine Tätigkeit in Entwerfung desselben erblicke. 

Wie ist denn also nur dies möglich? Das Sinnliche, von dem wir der Bequemlichkeit wegen aufsteigen wollen, muss etwas Abgeleitetes sein, das selbst noch nicht abgeleitet ist, aber wohl im gemeinen Bewusstsein vorkommt. Wie ist denn nun Bewegung in der Körperwelt möglich? Diese zu denken ist unmöglich. 

Zwischen jeden möglichen zwei Punkten in der Linie, zwischen denen sich ein Körper bewegen soll, zwischen X und Y, liegen unendlich viele Punkte, denn die Linie zwischen X und Y ist zu teilen bis ins Unendliche. Die Kugel muss daher, ehe sie aus X und Y kommt, durch unendlich viele Punkte hindurch gehen; so eine Bewegung ist nie vollendet, mithin kommt der Körper nie an seine Stelle, so nahe man die Punkte sich auch denke. 

Dieser Beweis ist streng richtig, aber jedes Kind bringt uns Bewegung hervor. Das kann sein, und ersteres kann doch bestehen. Wir mögen wohl zum Begriff der Bewegung auf einem anderen Weg kommen als durchs Denken, denn man denkt darin nicht Punkte, sondern Linie. Woher entsteht nun eine Möglichkeit, die Punkte nicht, sondern gleich eine Linie zu denken? Der ganze Grund, worauf sich die Behauptung der [Un-] Möglichkeit stützt, fällt weg.

Hinterher kann nun wohl die Linie ins Unendliche geteilt werden. Die ganze Sache ist, dass wir die unendlichen Punkte in einem einzigen synthetischen Akt gefasst haben. Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verehältnissen, aber zuletz müssen wir doch auf etwas zu Grunde Liegendes kommen. Dies ist aber nicht an dem, wir kommen auf etwas Ursprüngliches, was unendlich auffasst. Also die Intelligenz hat das Vermögen, entgegengesetzte Dinge in einem Akte zu fassen, oder sie hat Einbildungskraft, ursprüngliche Synthesis des Mannigfaltigen.
Nota.
- Das ist eine Variante von Zenons Paradox von Achilles und der Schildkröte. Die Linie wird aber gar nicht gedacht, sondern angeschaut. Gedacht und nachträglich hinzugefügt sind die Punkte. Nur der Mathematiker wählt zuerst Punkte und verbindet sie hinterher durch eine Linie. Der gemeine Verstand ermisst mit den Augen eine Entfernung; um deren Außenstellen als Punkte "wahr" zu nehmen, muss er abstrahieren und reflektieren, und zwar abwechselnd die eine und dann die andere. Die Linie danach aus Punkten zu 'rekonstruieren', ist allerdings ein unendlicher Kraftakt.
Warum dieser umständliche Weg zur Einbildungskraft? Weil sie nicht von vornherein dogmatisch postuliert, sondern die Notwendigkeit ihres Begriffs erst im Verlauf der Darstellung demonstriert werden sollte. Dies ist die Rückseite der genetischen Methode: Es 'zeigt sich' im Vollzug dere Entwicklung, dass gewisse gedankliche Voraussetzungen als von Anfang an unausdrücklich mitgedacht aufgefasst werden müssen.
Wenn so der Begriff der Einbildungskraft gewonnen ist, kann er weiterentwickelt werden.

Das ist übrigens eine Stelle, wo die Transzendentalphilosophie in unmittelbare Konkurrenz zur Wahrneh- mungspyschologie gerät: Wenn sich im wirklichen Bewusstsein keine Leistungen dieser Art beobachten ließen, möchte der Begriff der Einbildungkraft gedanklich noch so notwendig sein: Für die Philosophie wäre er ver-loren. Gottlob hat die Gestaltpsychologie ein Fülle solcher Leistungen zu Tage gefördert.
 JE 

Das Aufgefasste ist nur entgegengesetzt, man kann nur mit dem Verstande unendlich teilen, aber es wird //202// doch aufgefasst; in sofern ist die Einbildungskraft produktiv.

Aber hauptsächlich: Wie wird durch dieses Auffassen der Einbildungskraft Bewegung möglich? Der Akt der Einbildungskraft ist Zusammenfassen des Mannigfaltigen, hier: ein sukzessives Anreihen unendlicher Punkte, die erst hinterher durch Analyse unterschieden werden. Damit wird ein Einfaches, eine Kraft vereinigt, die eben deswegen bloß gedacht wird, bloßes νοουμενον ist, diese Kraft wird durch die ganze Reihe hindurchgeschoben als Bewegung, und diese Bewegung ist stetig.

Bewegung ist Tat, Lebendigkeit; um diese ist uns hier zu tun. Bewegung in diesem Sinne entstand dadurch, dass das Einfache durch ein Forstschreitendes hindurchgeschoben wurde. Wie beerke ich mich denn als das im Bestimmen Tätige? Keine Bestimmtheit ohne Bestimmbarkeit. Was ist denn nun das bloß Bestimmbare, das erste Bestimmbare, von welchem erst das Bewusstsein meines Bestimmens ausgeht? Es ist ein unendlich Teilbares der Handlungsmöglichkeit, so gewiss es die Handlungsweise eines freien Wesens enthaltens soll; dieses wird aufgefasst durch die soeben beschriebene Einbildungskraft, durch das Vermögen, nur Entgegengesetztes aufzufasssen.

Hier ist nicht die Rede von einem Entgegengesetzten im Raume und der Zeitmomente, sondern dem Entgegengesetzten des reinen Denkens, der reinen Handlungsweisen; die Synthesis im Raume ist bloß versinnlichtes reines Denken. Hier vereinigt die Einbildungskraft absolut das ins Unendliche Teilbare der Handlungsmög- lichkeiten. Sie ist das Vermögen, das Bestimmbare zu fassen, welches das Denken nicht kann, weil es diskursiv ist; aber es gibt ein besonderes Vermögen, das Entgegengesetzte zu fassen, die Einbildungkraft.
Nota.
- 'Man kann nur mit dem Verstande unendlich teilen' = Man kann mit dem Verstande nur unendlich teilen (aber nicht vereinigen).
- Der Verstand unterscheidet. Gedächtnis ist seine Bedingung. Zwei Entgegengesetzte zugleich auffassen ist Einbildungskraft. Landläufig heißt diese Fähigkeit Humor.
(Zwei Unterschiedene werden, indem ich auf beide zugleich reflektiere, einander entgegengesetzt. An sich sind sie weder dieses noch jenes, sondern gar nichts.) 
- Alles, was ein Mensch vermag, ist sein Vermögen. Sein Vermögen ist alles, was er vermag. 'Es gibt ein beson- deres Vermögen'? Unterschieden - als Mannigfaltige aufgefasst - werden sie erst, indem ich auf das reflektiere, was sie vermögen. 'Es gibt' nicht mehrere, sondern sie können so gedacht werden.
Das war immer Fichtes Auf- fassung, im Unterschied zu Kant. Die Formulierung an dieser Stelle ist eine Flüchtigkeit.
JE
 

Die Vermögen  des Ich müssen selbst deduziert werden; so muss hier bewiesen werden, dass Einbildungskraft ist. Dies ist hier deduziert, weil kein Bewusstsein und kein Ich [ist,] wenn keine Übergehen vom Bestimmbaren aus ist, wenn nicht ein Bestimmbares für uns ist. Dass es eine Einbildungskraft gebe, ist dadurch notwendig.

Ihr entgegengesetzt ist das Fassen des Bestimmten, das Denken, beides ist nicht ohne ein anderes, und beides sind nur verschiedene Ansichten meines ganzen Vermögens. Dies ist dasselbe viel //203// tiefer gefasst als: keine Anschauung ohne Begriff und kein Begriff ohne Anschauung. 

Dann ist anzumerken: Das Bestmmbare ist nicht etwa vor der Einbildungkraft voraus, sondern das Bestimm- bare entsteht eben durch die Einbildungskraft und bloß durch sie. Von der höchsten Synthesis aus ist zu sagen: Ich schaue mich an als einbildend, und dadurch schaue ich ein Bestimmbares [an]. Insofern ist die Einbildungskraft absolut produzierend in Rücksicht des Stoffs, so wie überhaupt das Ich produzierend ist; und endlich: Das Objekt der Einbildungskraft ist das Bestimmbare, dasjenige, das alle Tätigkeit im Bestimmen, die doch dem Ich allein zugeschrieben wird, bedingt.
Nota.
- Das, was 'vorliegt', ist lediglich unbestimmt; nicht einmal bestimmbar, das wird es nur die Begegnung mit einem schlechthin tätigsein-Wollenden: als bestimmbar bestimmt, Stoff. So wie das Ich sich mit seinem allerersten Bestimmungsakt erst als solches 'setzt': in Reflexion auf das aus dem Widerstreben des Gegenstands erwachsende Gefühl.
Festzuhalten die Unterscheidung von einbilden = das Bestimmbare als solches setzen, und denken = das Bestimmte auffassen. Fichte hat eine eigene Terminologie nicht ausbilden wollen, aber an gewissen Stellen erläutert die Wortwahl einen Gedanken, der anderswo undeutlich bleibt.
JE
 
Wo fange ich an und wo mein Machen? Ich finde mich nur als das Bestimmte. Dieses setzt ein Bestimmbares voraus, das uns die Einbildungskraft liefert. Mein Machen setzt immer diese und ihr Produkt vorheraus [sic], und daher kommts, dass uns immer etwas als gegeben erscheint, daher die Objektivität der Welt. So erscheint und die Einbildungskraft notwendig als ein Gegebenes. Das Objekt der Einbildngskraft scheint uns daher teilbar ins Unendliche.
 
Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich [sic], denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft; wenigstens wird sie [= die Teilung] gesetzt als vorzunehmend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben.

Man könnte daher sagen: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen [sic], die Urteilskraft ist das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfaches ohne Ganzes, kein Ganzes ohne unendliches Einfache [sic]. Man erinnere sich an den alten Sorites. Wenn man sagte: Die Einbildungskraft fasst zusammen ein unendlich Teilbares, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für den gesamten Geist ist dasselbe ein Ganzes; eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilbaren ins Unendliche ist.



Nota. 
Da ist zuerst das vage, verschwommene Bild, das als solches nicht aufzufassen ist, sondern zu diesem Behuf  'bestimmt' werden muss: gezeichnet, festgestellt, verdeutlicht - das heißt in sich unterschieden werden durch Entgegensetzungen. Fassen wir es als zwei 'Schritte' auf - nur der Verdeutlichuung halber, denn es ist nur einer -, dann schreibe ich den 'ersten' der Einbildung zu, den 'zweitem' dem Urteilen; faktisch kann ich den einen nicht ohne den andern tun. Es ist die Reflexion - das Beurteilen des Urteilens -, das die zwei 'Schritte' unterscheidet und auf zwei verschiedene 'Vermögen' schließt.
Oder anders: Am Anfang steht ein Quale; seine Qualifizierungen kommen danach - als Unterscheidungen.
JE

Der Teilung der Urteilskraft wird man sich nie bewusst; muss also nicht urteilen, wenn sich eine Eigensschaft findet, die nicht von einer bewussten Tat abhängt, so muss man nicht //204// sagen, dass es an sich selbst sei und von mir unabhängig. 

(Der Haupteinwurf ist der: Wenn die Natur [euer] eigen Produkt ist, wie könnt ihr noch von der Natur lernen? Wenn es euer Produkt ist, wie ist Naturforschung möglich? Aber dieses Lernen ist nichts anderes als lernen unserer selbst; analysieren durch die Urteilskraft, was durch die Einbildungskraft gesetzt ist.)
Nota.
- Das ist einer der vielen Kernsätze der Wissenschaftslehre: Auch die strengste Naturwissenschaft beschäftigt ich nicht mit den Dingen, sondern mit unseren Vorstellungen von den Dingen.
JE 

Wie ist Bewegung möglich? Nur dass die Linie konstruiert wird, so Bewusstsein der Tätigkeit, dass das Bestimmte aufgefasst wird als Masse, als Ganzes [sic]. Bewegung ist dadurch noch nicht erklärt, ich sehe noch nicht, was durch die Linie sich durchschiebt, so auch nicht das Bewusstsein, da man das selbsttätige Agile noch nicht sieht. Mit diesem Bestimmbaren wird das Ich vereinigt und angesehen als sein Vermittelndes, das bestimmende Ich.

Das bestimmende Ich ist etwas Einfaches, Absolutes, durchs bloße Denken Produziertes, ein Noumen, darin wird ja nicht gedacht ein sich wirklich bestimmendes Ich, da bloß die Form gedacht wird, das bloße Vermögen. Dies ist ein sonderbarer Begriff, da sich nicht verstehen lässt, was ein bloßes Vermögen sein könnte, und doch ists im Bewusstsein gedacht.

Wenn ein Vermögen gedacht wird, wird die bloße Form gedacht, nicht aber ein bestimmtes Handeln dieser Art. Es ist wie mit dem Denken des unendlichen Raumes. Hierbei ist die Schwierigkeit die: Wie soll ich zur Erkenntnis der Form kommen, wenn ich sie nicht in etwas Bestimmten schon realisiert gefunden habe? (Gewöhnlich hebt man von bloßer Abstraktion an in der gewöhnlichen Formularphilosophie.)

Wie ist Abstraktion möglich ohne vorausgegangenes Konkrete [sic]? Dies wird angewandt aufs Selbstbestimmen - gerade dadurch ists möglich, dass die Selbstbestimmung durch die das unendliche Mannigfaltige auffassende Einbildungskraft hindurch erblickt wird, welche hier die Vermittelnde ist. So werfe ich beim Linienziehen die Linie durch die unendlichen Punkte hindurch.

Wies uns zumute ist wenn wit zweifeln oder wählen, ist jedem beskannt. Also der Begriff von dem Vermögen zu wollen liegt drin, es wird aber nicht gewollt. Aber wie wird denn nun ein Begriff dieser Art möglich? Dadurch, dass man //205// sich in der Deliberation nicht auf eins einschränkt. Dies muss man nur transzendental verstehen, die Vorstellung soll nicht als vorausgesetzt angenommen werden.

Es ist allenthalben in der ganzen Sphäre der Einbildungskraft läuft ein quasi Bestimmen [sic], das immer von einem zum andern übergeht, es ist eine Bestimmtheit und Unbestimmtheit vereinigt. Hier sehen wir, wie der Begriff der Bestimmbarkeit überhaupt erst entsteht.
Nota.
- Es geht nicht um Begriffe und deren bestmögliche Definition, sondern um das materiale Vorstellen selbst. Dem Begriff nach kommt die Unbestimmtheit vor der Bestimmung. Woher die Bestimmung aber kommt, wird gar nicht gefragt. Doch die Intelligenz, die in einer Reihe vernünftiger Wesen zur Welt gekommen ist, trifft zuerst allenthalben auf schon (von Andern) Bestimmtes. Unbestimmtheit ist das, was sie zuerst nicht kennt, darum erscheint sie ihr, wo sie ihr begegnet, von vorherein als zu überwindender Mangel: als ein zu-Bestimmendes. Als was sie zu bestimmen ist, weiß sie nicht, aber dass. Das Was schwebt ihr als Möglichkeit vor. Es erstaunt, dass F. von Schweben an dieser Stelle nicht spricht.
JE

Anmerkung. Nur durch dieses gegenwärtig geschilderte Denken, durch das sich das Ich ein Vermögen zuschreibt, findet es sich als wirkliches Ich, abgesondert von der Welt. Auf das Bestimmtsein wird das im Ersten entstandene Ich übertragen [sic]. Es ist alles Erscheinung, auch ich mir selbst, welches schon Kant gesagt hat; aber woher diese Erscheinung? Diese mache ich. Was bin ich? Ein Geist, - Seele und dergleichen mehr. -

Aber ist letzte Ansicht erstes: auch Erscheinung? Auch dies ist Erscheinung, nämlich die eines Vermögens, vide Reinholds Vorstellungsvermögen pp; aber hier sehen wir, wie ein Vermögen überhaupt entsteht, es ist ein sinnlicher Begriff, erzeugt durch Versinnlichung. Im ganzen Besusstsein komme ich nur immer vor als Vermögen.

Wir wollen das Bewusstsein der Agilität des Ich ableiten, nicht als etwas, das geschehen ist, sondern als etwas unmittelbar Geschehendes. Oben argumentierten wir so: Ich finde meine eigene physische Kraft als bewegt; durch sie hindurch erblicke ich ein Objekt als Resultat meiner Kausalität, aber wie wird die physische Kraft die meinige? Ich beziehe diese Bestimmtheit derselben auf mein Selbstbestimmen, welches ich voraussetze als Erklärungsgrund. Demnach entsteht die höhere Frage: Wie werde ich mir dieses meines Bestimmens bewusst? 

Dies haben wir zuletzt erörtert.
Nota.
- Ich erscheine mir in meinem Tun: in dem, was actu geschieht, als das Tätige. Erscheinung wessen? Eines Vermögens, das ich 'nachträglich voraussetzen' muss, und nur als solches kommt ein Ich im Bewusstsein vor.
JE

Anmerkung. (Zur Deutlichkeit) Schon oben wurde gesagt, es sei in er gewöhnlichen kritischen Philosophie eine gewaltige Lücke, dass man zeigte, wie die Zeitmomente aneinandergereiht würden und dadurch eine Dauer entstünde, welches doch nicht sein kann; wenn im einzelnene Momente keine Füllung ist, ist im Ganzen auch keine. Es muss also bewiesen werden, dass //206// jeder einzelne Moment eine Dauer hat. Diese entsteht aus dem Schweben der Einbildungskraft zwischen Entgegengesetzten.

Darin besteht die Einbildungskraft, dass ich unendlich Teilbares fasse, erst in diesem Zusammenfassen entsteht der Moment. Nach dem Obigen wird nach der Kategorie der Kausalität durch den Zweckbegriff hindurch das Objekt erblickt. Dies Verhältnis ist ganz gleichzeitig, da es unmittelbar verknüpft ist, zwischen Ursache und Wirkung liegt keine Zeit dazwischen. Woher nun Zeitdauer? Oder entsteht sie etwa dadurch, dass mehrere Wirkungen sich aneinander anschließen? Aus nichts wird nichts. und wenn eine Wirkung keine [Zeit] einnimmt, nehmen tausend auch keine ein.

Der Zweckbegriff selbst und sein Entwerfen hat eine Dauer, und erst durch diese entsteht durch sinnliche Vermittelung ein sukzessives Handeln, allmähliches Entstehen des Produkts unseres Handelns. Bei Kant ist dies nicht klar, vide Jacobi, Über Idealismus und Realismus, welches fleißig nachzulesen ist.
Nota.
- Wenn die Sukzession durch ein Nacheinander von zweckhaften Handlungen entsteht, so besteht der einzelne Zeitmoment in einer zweckhaften Handlung. Wenn die Handlung ein Moment ist, hat sie keine Dauer, und viele Handlungen ebensowenig. Dauer entsteht durch das Entwerfen des Zweckbegriffs; es besteht im Auswählen aus einer Mannigfaltigkeit als gegeben angenommener Zwecke. Eine Dauer entstünde lediglich durch das Deliberieren im Moment der Wahl.
JE

Dieser Akt ist das Denken einer Substanz (nicht Substanzialität): Es gehört dazu teils ein Noumen, das lediglich Gedachte (das, was man sich denkt), wo das Denken nicht auf ein Gegebenes geht; dieses ist hier das Bestimmende Ich der bloßen Form nach; teils eine Versinnlichung desselben durch Vereinigung des lediglich Bestimmbaren mit ihm durch die Einbildungskraft. 

In der Substanz liegt der Charakter des Bestehenden, Festen, Fixierten, diese Absolutheit kommt von dem diesfallsigen Noumen; teils liegt drin bloße Bestimmbarkeit, alles zu werden, was in ihrem Begriffe liegt (das Bestimmte, was sie ist, ist Akzidens); endlich liegt drin etwas die Zeit Füllendes, eine Zeitdauer, welche aus der Vereinigung des Einfachen mit dem Mannigfaltigen, welches durch die Einbildungskraft nur in einer gewissen Sukzession aufgefassst werden kann, entsteht. Dieses mannigfaltige Bestimmbare gibt, wenn eins allein gedacht wird, die Akzidens [sic].
Nota.
In dem, was als Substanz gedacht wird, 'liegt drin' - teils, teils - eine Mannigfaltigkeit von Akzidenzen, begrifflichen Bestimmungen, denn Substanz ist Wechsel, genauer: das, was als das Wechselnde vorgestellt wird. Oder umgekehrt: Die Mannigfaltigkeit, die von der Einbildungkraft zur Einheit gefasst wurde, weist, sobald sie als Substanz gedacht wird, ihrerseits einemannigfaltige Bestimmbarkeit auf: teils teils. 
JE
4.

Man versetze sich auf den Standpunkt dieser Untersuchung: Wir schwebten erst über der Synthesis A, ließen uns herunter //207// ins einzelne diskrete Denken, das in der Synthesis liegt und erst in ein gewisses Verhältnis gesetzt wird; der Standpunkt wird geändert, wir setzen uns wieder über die Synthesis. 

In A setzt das Ich sich selbst als denkend auf die beschriebene Weise, wir haben immer nur auf das Vermittelnde gedacht. Nur sagten wir voraus, durch dieses letztere wird das Denken meiner als Bestimmten [sic] objektiv, als Bestimmenden wieder subjektiv vereinigt mit der Hauptsynthesis. Das Abgesonderte wollen wir wieder in seiner Vereinigung ansehen, wir reflektieren auf die Synthesis, und es erscheint ein bloß Gedachtes.

(Es geht den Menschen schwer ein, die Idealität der Zeit zu begreifen, in der zuerst absolvierten Betrachtung sind wir erst auf dem gemeinen Gesichtspunkte bestanden. Da haben wir von der Bestimmtheit die Kraft als etwas Absolutes betrachtet [sic], jetzt solls nicht mehr so sein, wir erinnern uns daran, dass das erst Vermittelte Bestimmung unseres Selbst ist durch die Grundsynthesis, über die wir uns stellen [sic].) -

Durch das Mannigfaltige der Einbildungskraft sehe ich mein Bestimmen (das Noumen); woher nun dieses Bestimmen, das ich da hindurchsehen soll? Gegeben kanns nicht sein, ich selbst bestimme mich ja selbst und bin mir desselben als mein Bestimmen unmittelbar bewusst. Dieses Bewusstsein ist ja aber die Hauptsynthesis. Der Hauptgedanke ist: Das ist das Gesetz unseres Denkens, dass wir dem Mittelpunkte manches anknüpfen. 

Das jetzt Angeknüpfte ist ja nicht der Mittelpunkt, sondern etwas durch die Kategorien der Substantialität und Kausalität Angeknüpftes. Man beschreibe erst den Mittelpunkt; dieser ist das sich selbst Bestimmende, unmittelbar - nicht durch etwas anderes hindurch - Gesehene. Das Bewusstsein ist gleichsam der Zirkel, das Intelligible der Mittelpunkt; die Peripherie ist nach notwendigen Gesetzen des Denkens an den Mittelpunkt angeknüpft, sie enthält alles Empirische, Sinnliche. 

Wir haben uns jetzt in die Peripherie verloren, nun kehren wir wieder in das Zentrum zurück und zeigen, wie eben solche und keine anderen Radien gezogen werden müssen. In diesem Mittelpunkte ist das Bestimmen durch bloßes Denklen mit dem Auffassen des Unendlichen durch die Einbildungkraft unzertrennlich vereinigt und fällt in einen Akt des Bewusstseins.
[Nota. 
- Ich bin inzwischen fast sicher, dass Krause dem Rat des Vortragenden nicht gefolgt ist und versucht hat, den Wortlaut des Vortrages mitzuschreiben. Dabei gehen unvermeidlich manche Übergänge verloren, doch weil der Prototkollant mehr auf den Wortlaut als auf den Sinn geachtet hat, kann er sie nachträglich nicht ergänzen.
JE]
1.
              
Was ist dieses Bestimmte selbst? Willkürlich als bloßer Akt angesehen. Hier mangelt die Sprache. Sagt man: Es ist ein Beschränken unserer selbst - id est unserer Reflexion von dem Mannigfaltigen auf ein einziges Bestimmte [sic] -, so habe ich ja das Produkt der Einbildungskraft mit in der Definition; welches auch nicht wegzuschaffen ist. Wir können unser Bestimmen nur denken als ein Übergehen oder ein Schweben zwischen mehreren Entgegegesetzten. Nun sollen wir aber diese Tätigkeit ohne Rücksicht auf das beide Entgegengesetzte, zwischern dem [sic] sie schwebt, beschreiben. Um dies zu tun, müssten wir ganz andere Denkgesetze haben, oder unser Satz müsste falsch sein.

Es ist also dieses nicht zu leisten. Wir müssen hier verfahren, wie wir mit jeder Idee verfahren, wir beschreiben nämlich bloß das Gesetz, nach dem dieser Begriff zustande kommen müsste. Wir sagen: Sollte die bloße Be- stimmung gedacht werden, so müsste das Bestimmbare weggedacht werden. Dies ist nicht möglich, denn dann müsste die bloße Ichheit oder das sich-selbst-Fassen und -Ergreifen gedacht werden, und schon in den letzten Ausdrücken ist schon [sic] sinnliche Unterscheidung des Ergreifenden von dem Ergriffenen. So spricht man z. B. oft von einem unendlichen Raume, da dieser doch undenkbar ist, und man sich bloß die Regel denkt, nach der er beschrieben werden müsste, nämlich als das beständigwährende Fortziehen.

Dieses sich-Bestimmen ist der absolute Anfang alles Lebens und Bewusstseins, eben deshalb ists unbegreiflich, weil unser Bewusstsein immer etwas voraussetzt.

Dies erhebt uns auf den Gesichtspunkt A, den Grund des Zusammenhanges haben wir schon eingesehen. Aber zu einem Fortfließen wird es nur durch die Einbildungskraft, eben indem sie dieses Noumen vereinigt mit dem und nicht mit dem, durch das ständige Hindurchschieben. 

Man erinnere sich an den Begriff des Bewegens, es ist das Entfernteste, der letzte Ausdruck des Produzierens. Die Einbildungkraft und ihre ganze Funktion ist bloß die Möglichkeit, das Handeln des Ich in seinem Bestim- men anzusehen. Im Denken ist kein Fließen, da ist lauter Stehen; bloß in der Einbildungskraft ist die Basis alles Bewusstseins, [sie] soll das //209// Bewusstsein dieses Fließens sein. Der Anfang des Bewusstseins muss also bloß durch Einbildungskraft geschehen.

Man kann jetzt sagen: Das sich Setzen des Ich besteht in Vereinigung eines Denkens und eines Anschauens. (Die Synthesis A ist bloß Erzeuger des Selbstbewusstseins.) Dieses entsteht dadurch, dass Einbildungkraft und Denken vereinigt werden; lediglich in dieser Vereinigung wird das Ich erzeugt. Denken und Einbildungskrft kann nicht abgesondert sein, weil sonst kein Ich wäre.
Nota.
 - Das Denken steht: natürlich, denn es geschieht in Begriffen, und in denen ist Tätigkeit als Ruhe gedacht.
Doch mein Vermögen ist eins. Denken und einbilden, denken und anschauen werden nur je nach ihren Leistungen unterschieden. Die Rekonstruktion durch den Transzendentalphilosophen geht umgekehrt vor.
JE
2. Form des synthetischen Denkens A

Das Mannigfaltige wurde von uns angesehen als im Verhältnisse der Dependenz; erst durch den Zweckbegriff hindurch sehen wir das Objekt; bloß dadurch, dass der Zweckbegriff ein gefärbtes gespaltenes Glas ist. So bei der Kategorie der Substanz. In Rücksicht des letztern bloß mit dem Unterschiede, dass das Bestimmte durch diese Synthesis nicht erst wurde, wie bei der Kausalität, sondern dass ein reines Denken, wodurch das Bestimmen erst entstanden wäre, vorausgesetzt wurde. -

Bisher war nur etwas das Vermittelnde, ein anderes in derselben Rücksicht das Vermittelte. Hier ists anders, das Mannigfaltige wird gedacht neben einander, ohne Dependenz in Wechselwirkung, aber es liegt nicht zerstückt als etwas, das einander fremd sei, sondern beide greifen ineinander ein und sind gleichsam vermittelt, aber nur so, dass beide Prädikate beiden zukommen [und] dass beide durch einander hindurch gesehen werden. Der ursprüngliche Akt der gegenwärtigen Synthesis ist gleichsdam ein doppelter, wie es mit dem ursprtünglichen Akt des Ich, das immer ein doppeltes ist, sich nicht anders verhalten konnte.

Erläuterung. Ich stehe bei einer Bestimmung des Gemüts, in welcher das ganze Bewusstsein seine[m] Grundfaden und [seinen ] Grundbestimmungen nach enthalten ist. Dies ist der Wissenschaftslehre eigentümlich, in anderen Philosophien liegt ein einfaches Denken in bloßer mechanischer Reihe, nicht aber in organischer Reihe. Ebenso verhält sich Fichtes Physik zu den gewöhnlichen. In letzteren herrscht überall Mechanismus, in Fichtes liegt keine einfache Kraft A, sondern jedes A ist eine Sammlung mehrerer Kräfte in Wechselwirkung.

 So ist die //210// Wissenschaftslehre organisch und diskursiv. Sie enthält lauter Synthesen. Gegenwärtige ist die Grundsynthesis, in der erst das diskursive Denken entsteht. Der Baum besteht z. B. in einer organischen Kraft, nicht in Blüte, Rinde, Stamm pp.; so hier mit dem Bewusstsein. Das Denken ist in der Zeit, die Ursache und Wirkung ins Unendliche ist nicht das Innere des Bewusstseins; es sind gleichsam Blätter, Blüten, Früchte. 

Das Innere ist urprünglich eins. In dieser Synthesis sind zu finden zwei Reihen; von A, Bestimmen meiner selbst, geht sie aus, von einer Seite entsteht Bestimmtsein, dadurch wird ein Produkt in der Sinnenwelt erblickt; von der anderen Seite ist es auch ein Selbstbestimmen, welches als Agilität erblickt [wird], hindurchgeblickt durch die Mannigfaltigkeit dessen, zu dem ich mich bestimmen könnte.

Beide Ansichten vereinigen sich in einem Moment: Hier ist keine Dependenz; Vermittlung wohl, aber nicht so, dass nur eins durchs andere erblickt würde und das erste nicht durch das zweite; sondern durch Wechselwir- kung. Hier ist ein A, wodurch B, und B auch in derselben Rücksicht wieder A ist und durch einander hindurch- gesehen wird. 

So verhält sichs, es ist zuvörderst ein reines Denken, das sich bestimmt. Dieses wird in der Synthesis durch die Einbildungskraft hindurchgesehen und selbst versinnlicht. In dieser Versinnlichung ird der bloße reine Zweck- begriff Bestimmtheit einer sinnlichen Kraft, das dadurch Hervorgebrachte selbst ein sinnliche Objekt.

Hier müssten wir im Allgemeinen zuvörderst ansehen, wie die Intelligenz dazu kommt, sich sinnliche Kraft, id est einen Leib zuzuschreiben und eine Kraftäußerung desselben. Letztere ist gar nichts anderes als das reine Denken, lediglich durch die Einbildungskraft hindurch erblickt. Mein Denken, dass die Hand sich bewegt, und die Bewegung derselben ist eins, aber Denken ists, wenn ich mir desselben unmittelbar bewusst werde; Bewegung, wenn ichs durch die Einbildungkraft hindurchgesehen betrachte. An diese Versinnlichung schließt sich die ganze Welt an, hier [in diesem Vortrag] geht die Versinnlichung bloß bis zum Bestimmen.

Dogmatiker, die doch moralische und religiöse Gesinnung haben, sind genötigt zu sagen: Gott habe die Welt erschaf-//211//en. Gott ist bei ihnen reine Intelligenz. Dessen [sic] Bestimmungen können doch nur in Begriffen bestehen. So verhält sichs hier mit dem Ich, es ist Intelligenz und seine Bestimmungen sind bloße reine Begrif- fe. Fürs Ich ist auch eine materielle Welt da, es müssten sonach diese reinen Bewgriffe sich verwandeln in eine materielle Welt. Aber nur in eine materielle Welt nur für sie [für die Intelligenz], bei Gott aber auch für eine andere, in eine selbstständige materielle Welt. 

Ersteres muss der transzendentale Idealist erklären. Er muss daher zeigen, wie die reinen Begriffe sich in einer Ansicht in materielle Substanzen verwandeln. Dies ist hier gezeigt bis zur Versinnlichung unserer selbst.
Nota.
 - Aufgabe der dogmatischen Philosophie wäre: darzustellen, wie die materiellen Substanzen sich selber in Begriffe verwandeln; was ihr nicht gelingt, weil die Materie nicht als selber tätig gedacht werden kann (ohne aufzuhören, Materie zu sein). Die endliche Intelligenz ist Agilität schlechthin, es war zu zeigen, wie daraus Begriffe entstehen können; nur daraus.
  JE

Dies war das erste in der Synthesis, dass der bloße reine Begriff versinnlicht wurde, das zweite ist: dass die Einbildungskraft hindurch erblickt wurde durchs reine Denken, und dadurch bestimmt wird. Nun entsteht die Wechselwirkung: Das erste Bestimmbare wird selbst zu einem ganzen Systeme, wird zu einem Leibe; aber in Beziehuung auf das Bestimmte, ohne unser Zutun Vorhandene [wird es] die ganze Welt.

Auf das Bestimmen und das Bestimmte gründet sich die ganze Einteilung des Ich. Das erste Bestimmbare, das in der Substanz liegt, wird, insofern es durch das reine Denken aufgefasst wird, als ein Ganzes [aufgefasst], denn das Denken ist stets ein Ganzes, und erhält, bezogen auf die Duplizität des Bestimmens und Bestimmtseins als Ganzes, doppelte Ansicht: Es ist in Beziehung auf das Bestimmende mein Leib, in Beziehung auf das Bestimmt- sein die ganze Welt.

Also ich=x, ich Seele, ich Leib ist ganz einerlei, es sind bloß doppelte Ansichten; weiter: Ich Leib und Sinnen- welt außer mir ist wieder einerlei und eine besondere Ansicht. Alles in der Wissenschschaftslehre beruht auf Duplizität der Ansicht. Zwischem dem Höchsten, ich=x, und dem Niedrigsten der formlosen Substanz liegen verschiedene Glieder, die in der doppelten Beziehung auf Obiges bald subjektiv, bald objektiv sind; aber ich bin für immer selbst der Gegenstand; ich selbst bin mir unbegreiflich, Subjektobjekt, welches doch ursprünglich als eins gedacht werden soll.
Nota.
- Ich erblicke dieses durch jenes hindurch - das sind keine Begriffe. Dieses und Jenes und Erblicken sind Bilder, man muss sie sich lebhaft vorstellen, sie sind kein begriffenes Guthaben, das man zu Buche schlagen und... jemand anderm zur Prüfung vorlegen kann. Den andern kann man immer nur einladen, es selber zu versuchen; zwingend aus gemeinsamen Prämissen argumentieren kann man hier nicht, es kann sich jeder sträuben, wie er will. Der Form nach ist es mehr Kunst als Wissenschaft. Aber nur der Form nach; der Sache nach ist es jedem zuzumuten, einer besonderen Begabung oder Berufung bedarf es nicht, nur der Absicht.
 JE

Dieses Ich des //212// empirischen Bewusstseins kann gesetzt werden lediglich in der Zeit, dann ists Seele, oder versinnlicht im Raume ists Leib, und derselbe ist wieder nichts anderes als die Welt, alles ist eins und dasselbe, nur in verschiedenen Ansichten.Das reine Denken wird hindurch gesehen durch die Einbildungskraft in der Synthesis A und die Einbildungskraft umgekehrt [hindurch gesehen durch das reine Denken]

Dadurch entstehr Duplizität, und der Begriff der Substantialität wird vollendet, sie wird erst ein geschlossenes Quantum, und ein Akzidens wird auf die Substanz bezogen, durch sie hinduch erblickt. Es wird ein Akzidens darauf bezogen in Hinblick auf das Bestimmende - der unter allen möglichen Akten ausgewählte einzige Akt; in Beziehung aufs Bestimmte die unter allen übrigen ausgewählte Materie. 

Die Substanz bin, wenn das Bestimmende erblickt wird, ich, wie ich mir auf dem Gesichspunkte des gemeinen Bewusstseins erscheine, da bin ich Leib; das Bestimmte in ersterer Rücksicht ist mein Akt, das Bewegen meiner Hand z. B.; dasselbe Akzidens ist, auf die Welt bezogen, das in der Sinnenwelt durchs Bestimmende Bewirkte, z. B. der gechriebene Buchstabe.

Anmerkung. Substantialität wird nicht ohne Kausalität gedacht und Kausalität nicht ohne Substanz. Das Akzidens ist nie etwas anderes als bestimmte Äußerung der inneren Kraft, und die Substanz wäre das wirkende Vermögen, das immer angesehen wird als wirken könnend auf verschiedene Weise. Und umgekehrt, Wirksamkeit lässt sich nicht denken ohne Beziehung auf eine Kraft, und diese ist gleich dem Zentrum des Innern der Substanz selbst.

Die Synthesis beider Kategorien ist die Kategorie der Wechselwirkung, die sich auf die Notwendigkeit gründet, das äußere [Vermögen] vom reinen Vermögen abzuleitren und umgekehrt. Sie ist Kategorien der Kategorien, Substantialität und Kausalität sind koordiniert, aber beide der Wechselwirkung subordiniert.

Alles, was wir denken, sind Verhältnisse. Das sagt gewissermaßen auch Kant, doch ohne weitere Anwendung; die dritte Kategorie sei immer die Vereinigung der beiden ersten der Substantialität und Kau-//213//salität. Dies ist richtig und vortrefflich. Kant wollte allerdings einen reinen Idealismus aufstellen. Aber von dem bloß philosophischen Gesichtspunkte aus, da man über der Substanz schwebt, findet man Wechselwirksamkeit und Substantialität mit Kausalität selbst koordiniert.
Nota. 
Hegel hat in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes Amerika neu entdeckt: Die Substanz müsse 'auch als Subjekt gefasst' werden; doch das hat schon Spinoza nicht anders gehalten. * Dabei lehrt schon der gesunde Menschenverstand: Nur als Subjekt kann eine Substanz überhaupt gedacht werden Die Wissenschaftslehre fügt nun aber hinzu: Das Subjekt ist gar nicht, sondern muss sich als solches immer erst setzen.
*) Ein reiner Objektivismus – Eleaten? – würde sagen: Die Subjekte mögen tun, was sie wollen; die Substanz liegt ihnen doch immer zu Grunde.
Nota II. 
- Es ist nicht überflüssig anzumerken, dass nicht von reellen physikalischen Phänomenen die Rede ist, sondern von den Vorstellungen, die wir ihnen unterlegen.
JE
§ 17 [Zusammenfassung]

Das Ich ist, wie bekannt, das durch sich selbst Tätige und durch diese Tätigkeit auf sich Wollende. Das Ich findet sich heißt offenbar, es findet sich tätig auf sich selbst. Dass das Ich sich wollend findet in dieser Tätigkeit auf sich selbst kommt daher, weil sein ursprünglich nicht weiter abzuleitendes, sondern für alle Erklärung voraus zu setzendes Wesen ein Wollen ist, jedes Objekt der freien Reflexion auf sich selbst sonach sein Wollen werden muss. -

Anmerkung. A. Wollen ist zuvörderst ein selbsttätiges Bestimmen, alles Bestimmen ist durch die Einbildungskraft vermittelt, es ist ein tätiges Bestimmen zu einem Zweckbegriffe. Sonach ist der ganze Begriff des Wollens sinnlich, alles Wollen ist Erscheinung, das reine Wollen wird bloß als Erklärungsgrund vorausgesetzt, es ist in unserer Vorstellung und Sprache nicht zu fassen; = absolute Selbstheit, Autonomie, Freiheit, alles ist gleich unbegreiflich. Die Freiheit lässt sich nur negativ beschreiben, durch: nicht bestimmt zu werden - abermals sinnlich.

Kurz, es ist das, was möglich macht, dass ich mich als selbsttätig, als Ich denken kann. Dieses ist das Materiale in allem Bewusstsein. Um das Formale zu erklären, muss man die Reflexion voraussetzen. Dies ist =X, das Absolute, das nur Grund ist, es liegt in demselben absolutes Subjektives und absolutes Objektives.

Jede Reflexion ist ein sich-Bestimmen, und dieses schaut das Reflektierende unmittelbar an; aber es schaut dasselbe an durch die Einbildungskraft hindurch, sonach als ein bloßes Vermögen der Selbstbestimmung, und durch dieses abstrakte Denken (als Vermögen) entsteht das Ich für sich selbst //214// als etwas, als ein rein Geistiges, lediglich Ideales, und wird seiner Tätigkeit des bloßen Denkens und Wollens als einer solchen sich bewusst. 

Nun ist aber diese Reflexion ein sich-Bestimmen, aber der oben beschriebene Akt der Einbildungskraft ist ein Akt des Ich und wird sonach bestimmt. Demnach wird in demselben ungeteilten Akte das reine Denken durch die Einbildungkraft versinnlicht und das durch die Einbildungskraft Versinnlichte durch das reine Denken bestimmt (Wechselwirkung des Anschauens und Denkens). Durch diese Bestimmung entsteht ein geschlossenes Vermögen des Ich als sinnliche Kraft und eine Bestimmtheit desselben (Begriff der Substantialität). Zu der Bestimmtheit dieser sinnlichen Kraft wird ein Objekt hinzugdacht und durch sie im Denken bestimmt (Begriff der Kausalität).

Populäre Wiederholung 

Das sich Bestimmende, sich selbst zu etwas Bestimmten Machende ist das Ich. 'Das Ich findet sich' heißt daher: Es findet dieses sich-selbst-Bestimmen, denn es ist nicht, wie der Dogmatiker sagt, so, dass die Begriffe in mir als etwas fertiges Erstes lägen. Und 'Dies ist der erste Begriff' heißt selbst: Er wird erzeugt aus einem Mannigfaltigen, welches dargelegt ist. Dass dies sich-Machen-zu-einem-Bestimmten gefunden werde, dazu gehört Vergleichung meines Seins (des Bestimmten) und meines Tuns (des Machens zu diesem Bestimmten).

Aber wie weiß ich, dass ich es tue? Dies dadurch, dass ich unmittelbsr von meinem Tun weiß, und dass ich selbst das sei, weiß ich [dadurch], dass ich unmittelbar von diesem Sein weiß. Darauf bedarfs keiner weiteren Antwort; also bloß darauf, wie ich wisse, dass aus jenem meinem Tun dieses Sein folge; und die Lösung dieser Aufgabe wäre die Deduktion des Selbstbewusstseins und mit ihm alles anderen Bewusstseins. -

Tun und Sein sind ganz dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen. Diese doppelte Ansicht muss sein, wenn ein Ich sein soll, aus ihr geht erst das Ich hervor. Sieht das Ich sein reines Denken durch die Einbildungskraft hindurch, so entsteht ihm ein //215// Tun. Denkt es das wieder, was durch die Einbildungskraft dargestellt ist, so wird es zum Sein. Das reine Denken und Wollen macht also notwendig das Ich aus. Wie ein Ich gesetzt ist, ist es gesetzt; wie ein Ich gesetzt ist, ist ein Bewusstsein gessetzt wie das beschriebene.

- Das Ich ist kein einfacher Begriff, da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt; es ist zusammengesetzt auf die beschriebene Weise.
Nota.
 - 'Da es überhaupt keinen einfachen Begriff gibt': natürlich nicht, denn der Begriff ist nicht originär, originär ist das Gefühl. Der Begriff ist doppelt reflektiert, er ist das Produkt idealer Tätigkeit. Nur als Begriff gibt es ein Sein.
JE










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